Prix SIA

Umnutzung & Aufstockung Güterstrasse 8, Bern

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N° DI INVIO: 366

In den 1960er Jahren errichtete die Chocolat Tobler an der Güterstrasse 8 in Bern ein Lagergebäude mit einer robusten Stützenplattenstruktur in Stahlbeton. Seit den 1980er Jahren im Besitz der Stadt Bern, integrierte diese das Gebäude 2012 in den Wettbewerb zur Neubebauung des Areals der angrenzenden Kehrichtverwertungsanlage. Der erstplatzierte Masterplan sah vor, bestehende Baustrukturen maximal zu erhalten und umzunutzen. Die Güterstrasse 8 wurde dadurch zum Nukleus des neuen Quartiers.
2017 übernahm die Wohnbaugenossenschaft Warmbächli das Gebäude im Baurecht, um ein experimentelles, mischgenutztes und umfassend nachhaltiges Wohnprojekt zu realisieren. 20‘000 t Beton wurden erhalten, um die neuen Nutzungen in einer horizontalen Schichtung aufzunehmen: Gewerbe und Gemeinschaft in den Sockelgeschossen, darüber vielfältige Wohnungstypen in drei überhohen Bestandsgeschossen und einer dreigeschossigen, in Holz errichteten Aufstockung. Den Abschluss bildet eine kollektive Dachterrasse.

Testi Criteri Davos

Governance

Der Planungsprozess wurde mit der Genossenschaft Warmbächli partizipativ gestaltet. In mehreren Plenumsveranstaltungen mit allen GenossenschafterInnen wurden einzelne Planungsaspekte diskutiert und allen die Möglichkeit zur Mitgestaltung gegeben. Neben wertvollen Inputs für die Planung steigerte dies die Identifikation mit dem Prozess. Das Projekt richtet zudem seine Angebote nicht nur an die Hausgemeinschaft, sondern bereichert auch die breitere Öffentlichkeit im Quartier und in der Stadt Bern.

Funzionalità

Das bestehende Gebäude mit seiner robusten Struktur aus Stützen und Platten entspricht bereits dem Gedanken des «Open Building». Das heisst, es kann im Laufe der Zeit in unterschiedlichen Eingriffstiefen an die wechselnden Bedürfnisse der Nutzenden angepasst werden. Diese Idee wurde in Form eines wandelbaren Haustechniksystems, durch selbst ausbaubare Räume oder anpassbare Wohnungskonfigurationen, aber auch die Nutzungsmischung, für die kommenden Lebenszyklen des Gebäudes gesichert.

Ambiente

Der ökologische Nachhaltigkeitsgedanke ist prägend für das gesamte Projekt. Durch den Erhalt des Gebäudes konnten Bauabfälle vermieden, Ressourcen geschont und Emissionen reduziert werden. Der kompakte, hoch gedämmte und dicht belegte Baukörper ist energetisch sehr effizient. Die innerstädtische Lage erlaubt eine zukunftsfähige Mobilität mit kurzen Wegen. Sharing-Angebote und ergänzende Funktionen im und um das Haus erlauben den Bewohnenden eine suffiziente wie auch bereichernde Lebensweise.

Economia

Durch den Erhalt des Gebäudes konnten nicht nur Abbruchkosten von 5 Mio. CHF eingespart, sondern auch ökologische Folgekosten reduziert werden. Das dicht belegte Wohnprojekt bietet gemeinnützigen, kostengünstigen Wohnraum für 230 Bewohnende. Geteilte Infrastrukturen wie Gemeinschaftsräume, Jokerzimmer und kollektive Waschküchen reduzieren den individuellen Wohnflächenverbrauch. Die robuste Materialisierung sowie eine miteingeplante Umbaubarkeit der Wohnungen garantieren tiefe Lebenszykluskosten.

Diversità

Das umgenutzte Lagergebäude bietet unterschiedliche Funktionen in städtischer Dichte an. Gemeinschafts- und Gewerberäume im Sockel bereichern das Wohnprojekt. Die typologische Vielfalt – vom Studio über Familienwohnungen, Grosswohngemeinschaften und Clusterwohnungen bis zum Loft zum Selbstausbau – erlaubt es den 230 Bewohnenden, vielfältige Wohn- und Lebensformen umzusetzen. Die sorgfältig entwickelten Begegnungsräume ermöglichen Synergien und Austausch zwischen den diversen Nutzenden.

Contesto

Die Umnutzung der Güterstrasse 8 steht prototypisch für die Qualitäten, die Umbaukonzepte mit ihrem erweiterten Kontextbegriff entwickeln. Räumlich und sozial integriert sich das Projekt vermittelnd und unaufgeregt in die gewerblich geprägte Nachbarschaft im Norden wie in die Neubebauung des Holligerareals. Darüber hinaus ist auch der historische Kontext prägend, erzählt der Bau doch die Geschichte der gewerblichen Vergangenheit des Quartiers und die eigene bewegte Geschichte weiter.

Genius loci

Der Erhalt des Lagergebäudes stärkt die Atmosphäre des Orts und die Identifikation aller Nutzenden mit dem Bau. Im Massstab des Baukörpers, aber auch in einzelnen Bauteilen und Oberflächen bleibt die industrielle Vergangenheit ablesbar. Neben dem Brückenschlag in die gewerbliche Vergangenheit des Gebäudes gelingt gleichzeitig über Geometrie und Massstäblichkeit die Verbindung zum nördlich angrenzenden Gewerbegebiet an der Güterstrasse und damit die Einordnung in gewachsene urbane Strukturen.

Bellezza

Das Projekt zur Umnutzung der Güterstrasse 8 hinterfragt eingeschliffene Vorstellungen von Schönheit. Das Bestehende als Träger der Geschichte und die Nahtstellen zwischen alt und neu werden mit allen Spuren sichtbar belassen. Neue Bauteile und haustechnische Installationen bleiben roh und unverkleidet. Einfachheit und Authentizität prägen die Atmosphäre der Räume, im Innern wie an der Fassade, die zwischen industrieller Massstäblichkeit und einer farbenfroh gestalteten Wohnlichkeit changiert.

Caratteristiche

Luogo

Bern

Categoria di costruzione (SIA 102)

Edilizia abitativa

Tipo di incarico

Riutilizzo

Tipo di procedura

Concorsi

Forma di messa in concorrenza

Procedura selettiva

Costi di costruzione in CHF (SIA 416)