Schulhaus Wallrüti
Schulhaus Wallrüti
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EINREICHUNG Nr. 534
FREILUFTSCHULE
Diese Schule ist ein Ort des offenen Unterrichts. Die Lauben bieten Raum für jede Art von informellem und ungerichtetem Lernen, von beiläufigem Austausch untereinander. Innen und Aussen werden vermischt, die Grenzen im Sommer vollends durch die breiten Fensteröffnungen aufgehoben. Die Lauben sind nicht nur Erschliessung und Raum für Pausen, sondern eben auch Unterrichtsraum.

INTERAKTION
Die Interaktion mit Aussen entsteht einerseits mit dem umlaufenden ‚Flanier- und Lerngarten', andererseits sind die Klassenzimmer durch das Weglassen einer inneren Erschliessung unmittelbar miteinander verknüpft. Die raumhohen Doppelflügeltüren lassen sich bei Bedarf öffnen, sodass grössere Raumeinheiten geschaffen werden können. Dies erlaubt zusätzliche pädagogische Möglichkeiten für den Unterricht. Das ganze oberste Klassenzimmergeschoss kann mit einfachen Handgriffen in eine einzige grosse Lernhalle für den Atelierunterricht verwandelt werden.



Foto: Christian Senti, Zürich
Texte Davos Kriterien (Selbstevaluation)
Gouvernanz
Das neue Schulhaus Wallrüti ist das innovative Resultat qualitätsorientierter und ortsspezifischer Prozesse,
die von qualifizierten und teamorientierten Akteuren geleitet wurden. Die Bevölkerung wurde im Rahmen üblicher, demokratischer Entscheidungsprozesse einbezogen. Die Flexibilität der umgesetzten Lösung unterstützt auch in Zukunft transparente, inklusive und partizipative Prozesse zur Bewirtschaftung und Pflege des Ortes.
Funktionalität
Ausgehend vom Konzept der Suffizienz wird eine eigenständige Auffassung von Funktionalität und Komfort entwickelt. Im Vordergrund steht nicht ein "reibungsloses" Funktionieren, sondern eine Vielfalt an Möglichkeiten und Herausforderungen, die eine aktive Auseinandersetzung mit der Umgebung fördern, kohärent mit dem Thema des Lernens und der ständigen Weiterentwicklung.
Umwelt
Das Projekt demonstriert auf exemplarische Weise das räumliche, soziale und ökonomische Potenzial der Suffizienz. Es wird nicht einfach nur nachhaltig gebaut, es wird vor allem weniger gebaut. Zudem etablieren die umlaufend bewachsenen und mit Bäumen durchsetzten Lauben das Gebäude zudem als Lebensraum, nicht allein für Menschen, sondern auch für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Architektur wird hier nicht im Gegensatz zur natürlichen Umwelt verstanden, sondern als Teil von ihr.
Wirtschaft
Das Schulhaus konnte dank seines einfachen, reduzierten und kompakten, beheizten Volumens mit rekordtiefen Erstellungskosten realisiert werden. Die Auslagerung der Erschliessung in die Aussengeschossfläche führt zudem zu einer markanten Reduktion der beheizten Geschossfläche und zu einer ausgezeichneten Energieeffizienz. Daher sind auch langfristig sehr tiefe Betriebs- und Unterhaltskosten zu erwarten. Die im neuen Schulhaus investierten, öffentlichen Mittel sind daher sehr rentabel angelegt.
Vielfalt
Das neue Schulhaus und seine Umgebung bilden das Herz eines Quartiers und ist offen für alle. Diese Anliegen spiegeln sich nicht zuletzt in seiner Organisation und in seinem architektonischen Ausdruck. Anstelle von ausschliessenden Grenzziehungen wird das Risiko der Offenheit eingegangen. Gerade weil die Regeln seiner Nutzung nicht in Stein gemeisselt sind sondern andauernd verhandelt werden müssen, dürfte der Ort langfristig eine grosse, soziale Resilienz entwickeln.
Kontext
Mit dem Neubau und mit der Anlage des Parkbandes entsteht im Quartier eine neue, räumliche Kohärenz. Die bestehende Situation der Schulanlage wird sinnvoll weiterentwickelt und dem Ort wird eine langfristig tragfähige Zukunftsperspektive eröffnet.
Genius Loci
Ein bereits bestehender, öffentlicher und in gemeinsamen Erinnerungen verankerter Ort wird durch eine einzigartige und prototypische Intervention gestärkt und neu ausgerichtet. Die Architektur adressiert auf ganz direkte Weise die Beziehung zwischen Menschen untereinander und zwischen Menschen und Natur. Daraus entsteht eine unverwechselbare und zukunftsweisende Situation.
Schönheit
Das neue Schulhaus Wallrüti vereinigt eine hohes Mass an ökonomischer und konstruktiver Rationalität mit einer freien, ungebundenen und spielerischen Komponente. Daraus ergibt eine spezifische Form der Schönheit: eine Schönheit, die manchmal herausfordert und aneckt, die Menschen aber auch unvermittelt anspricht und direkt verständlich ist.
Eigenschaften
Ort
Guggenbühlstrasse 146, 8404 Winterthur
Baukategorie (SIA 102)
Unterricht, Bildung und Forschung
Art der Aufgabe
Neubau
Art des Verfahrens
Wettbewerb
Beschaffungsform
Selektives Verfahren
Baukosten in CHF (SIA 416)
28 Mio.
Geschossfläche in m² (SIA 416)
4'785
Planung
2016 → 2022
Fertigstellung
2020 → 2022
Inbetriebnahme
2022