Mit dem Prix SIA würdigt der Schweizerische Ingenieur- und Architektenverein (SIA) innovative und interdisziplinäre Projekte und Prozesse im Bereich Baukultur. Der Preis wird erstmals im Mai 2024 verliehen.
Der Prix SIA wird in zwei Kategorien vergeben:
- Jurypreise
Aus allen eingereichten Beiträgen nominiert die Jury sechs bis neun Projekte, die an der Swissbau im Januar 2024 präsentiert werden. Diese Projekte werden filmisch portraitiert und von der Jury in sogenannten «Prix SIA Talks» öffentlich analysiert und diskutiert.
In der zweiten Jurierungsrunde im Mai 2024 vergibt die Jury bis zu drei gleichwertige Preise (ohne Rangierung).
- Publikumspreis
Basierend auf den gleichen Bewertungskriterien wie die Fachjury vergibt die baukulturinteressierte Öffentlichkeit über ein Online-Voting den Publikumspreis. Für den SIA ist die Schaffung eines nachhaltigen Lebensraums eine Aufgabe für jede und jeden. Das Publikumsvoting ist bis 21 Mai geöffnet.
Das Reglement des Prix SIA ist so offen wie möglich formuliert. Es soll Innovation und Interdisziplinarität im Dienste einer nachhaltigen und qualitativ hochwertigen Gestaltung der natürlichen und gebauten Umwelt in der Schweiz fördern.
- Verfahren
Um ein möglichst breit gefächertes Spektrum an innovativen und interdisziplinären Projekten und Prozessen zu erhalten, wird der Prix SIA im offenen Verfahren ausgeschrieben.
- Teilnahmebedingungen
Zugelassen sind alle innovativen, interdisziplinären Projekte und Prozesse, die gemäss dem Davos Qualitätssystem massgeblich zu einer hohen Baukultur in der Schweiz beitragen und in wesentlichen Teilen zwischen dem 1. Januar 2021 und dem 31. Mai 2023 realisiert beziehungsweise fertiggestellt worden sind.
Die Beiträge können aus allen vom SIA vertretenen und/oder mit dem Bauwesen verbundenen Bereichen stammen: Ingenieurwesen, Stadtplanung, Landschaftsarchitektur, Architektur, Gebäudetechnik, Bauingenieurwesen usw.
- Ausschreibung herunterladen
Neben der Auszeichnung ist der Prix SIA ist eine permanente Diskussionsplattform. Zwischen der Lancierung und der Preisverleihung finden öffentliche Gespräche zu den Themen Nachhaltigkeit und Baukultur statt, die Prix SIA Talks.
- Lancierung des Prix SIA
- Zeitraum für die Abgabe der Einreichungen
- Vorprüfung
- Präsentation aller eingereichten Projekte auf prixsia.ch
- Erste Jurysitzung
- Präsentation der nominierten Projekte
- Prix SIA Talks
- Publikumsvoting
- Schlussjurierung und Preisverleihung
Jurypräsident Emanuel Christ erklärt das «Davos Qualitätssystem für Baukultur».
Der Prix SIA basiert auf dem «Davos Qualitätssystem für Baukultur». Es beurteilt die baukulturellen Qualitäten der eingereichten Projekte und Prozesse anhand von acht Kriterien.
- Gouvernanz
Hohe Baukultur folgt guter Gouvernanz.
Sie fördert qualitätsorientierte und ortsspezifische Prozesse, die von qualifizierten und teamorientierten Akteuren geleitet werden. Hohe Baukultur begünstigt fördert die Beteiligung der Bevölkerung und trägt zu einer transparenten, inklusiven und partizipativen Gouvernanz für Entscheidungsfindung, Bewirtschaftung und Pflege des Orts bei.
Jurymitglied Werner Sobeks Interpretation des Kriteriums «Gouvernanz»:
- Funktionalität
Hohe Baukultur erfüllt ihren Zweck.
Die Gestaltung und Bauweise hoher Baukultur erfüllt die menschlichen Bedürfnisse nach Gesundheit, Komfort, Sicherheit und Zugänglichkeit. Hohe Baukultur ist langlebig, passt sich bestehenden sowie sich wandelnden Nutzungen und Zwecken an und erhält das baukulturelle Erbe.
Jurymitglied Catherine De Wolfs Interpretation des Kriteriums «Funktionalität»:
- Umwelt
Hohe Baukultur schont die Umwelt.
Hohe Baukultur trägt dazu bei, die natürlichen Ressourcen und die Biodiversität zu erhalten, die Auswirkungen des Klimawandels zu minimieren und damit die Nachhaltigkeit zu unterstützen. Sie bewahrt, fördert und entwickelt eine intakte natürliche Umwelt und vielfältige Kultur- und Naturlandschaften durch verantwortungsvolle Bodennutzung und Siedlungen, nachhaltige Mobilität, Energieeffizienz sowie langlebige Baumaterialien und -methoden, die den gesamten Lebenszyklus berücksichtigen.
Jurymitglied Marco Waldhausers Interpretation des Kriteriums «Umwelt»:
- Wirtschaft
Hohe Baukultur schafft wirtschaftlichen Mehrwert.
Sie priorisiert kulturelle Werte und langfristige Investitionen gegenüber kurzfristigem wirtschaft- lichem Gewinn. Sie erhält und steigert den wirtschaftlichen Wert und ist hochwertig in der Nutzung. Sie bewahrt und entwickelt Ressourcen durch eine langfristige, auf den Standort und die Gestaltung abgestimmte Nutzung, durch Sparsamkeit bei Bau und Betrieb und durch den Einsatz hochwertiger, langlebiger Baumaterialien.
Jurymitglied Guillaume Haberts Interpretation des Kriteriums «Wirtschaft»:
- Vielfalt
Hohe Baukultur verbindet Menschen.
Sie widerspiegelt und fördert inklusive Gesellschaften und regt zu gemischten Nutzungen an. Sie erleichtert das Miteinander und fördert die gemeinsame Verantwortung, die zu sozialem und räumlichem Zusammenhalt führt. Sie trägt zu einer vielfältigen Planungskultur bei.
Jurymitglied Magali Zuerchers Interpretation des Kriteriums «Vielfalt»:
- Kontext
Hohe Baukultur führt zu räumlicher Kohärenz.
Orte hoher Baukultur beziehen sich auf ihren baukulturellen und natürlichen Kontext. Sie umfassen das baukulturelle Erbe genauso wie das zeitgenössische Gestalten und stehen im Dialog mit den örtlichen Gegebenheiten und deren Besonderheiten hinsichtlich Alter, Massstab, Typologie und Materialität.
Jurymitglied Cristina Zanini Barzaghis Interpretation des Kriteriums «Kontext»:
- Genius Loci
Hohe Baukultur verstärkt den Genius Loci.
Sie weist Eigenschaften auf, die eine emotionale Reaktion begünstigen und dadurch einen positiven Bezug zu einem Ort herstellen. Sie fördert die Verbundenheit mit dem Ort durch ihre starke Identität und Unverwechselbarkeit und trägt so zur Erfüllung sozialer, psychologischer und kultureller Bedürfnisse bei.
Jurymitglied Barbara Busers Interpretation des Kriteriums «Genius Loci»:
- Schönheit
Ein Ort hoher Baukultur ist schön.
Hohe Baukultur berücksichtigt die sinnliche Wahrnehmung und die Beziehung zwischen Objekten, Räumen und Menschen. Sie erhöht die Zufriedenheit und die Lebensqualität und betont das Bedürfnis nach positiver ästhetischer Wertschätzung und einer erfüllenden Beziehung zwischen Mensch und Ort.
Jurymitglied Elli Mosayebis Interpretation des Kriteriums «Schönheit»: