Englische Anlagen
Englische Anlagen
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EINREICHUNG Nr. 397
Die als Wald eingezonte Erholungsanlage ist kulturgeschichtlich bedeutend und weist einen gartendenkmalpflegerischen Schutzwert auf.
Die Anlage wurde Instand gestellt und an ausgewählten Orten aufgewertet. Als neues spielerisches Element ist ein Seilweg angelegt worden. Alle Fusswege, unzählige Natursteinmauern, die Quellfassung und die Wasserläufe sind saniert sowie ein zugeschüttetes Wasserbecken rekonstruiert worden.
Zusammen mit Hasspacher&Iseli Forstingenieure wurde ein Pflegekonzept für die Waldentwicklung erstellt. Nur die Eigendynamik und das Steuern der natürlichen Prozesse werden angewendet. Wichtige Sichtbezüge zur Altstadt wurden von der Promenade aus geschaffen.
Eine ökologische Aufwertung erfolgte durch die gezielte Neupflanzung von Bäumen und Sträuchern, durch das Anlegen von Habitatstrukturen, das Ausbilden von Krautsäumen und durch die Entwicklung des Waldes.
Texte Davos Kriterien (Selbstevaluation)
Gouvernanz
Offenheit mit Focus auf den Mehrwert
Diversität wurde gelebt. Dabei war eine offene Diskussionskultur stets der Anspruch. Die Quartierleistin wurde bei der Erarbeitung des Parkpflegewerks sowie des Vorprojekts beigezogen. Das Kinderparlament sowie die Procap wirkten ebenso auf den Planungsprozess ein. Mit einer Sehbehinderten wurden Hindernisse evaluiert. Die Gespräche mit den Behörden prägten das Ergebnis stark. Ein eigentlicher Projektverfasser oder Projektverfasserin lässt sich nicht ausmach
Funktionalität
Vielerorts aufgewertet
Die Stärkung von Raumqualität, Schaffung von Aussichten, mehr Möglichkeiten zum Ausruhen, ein neuer Seilweg oder bessere Begehbarkeit ermöglichten an verschiedenen Orten und in vielen unterschiedlichen Themen die Anlage aufzuwerten, so dass mehr Wohlbefinden und mehr Aufenthalt in der Anlage stattfinden kann. Menschen mit visueller Einschränkung werden dank Infotafeln in Braille-Schrift und QR-Codes zu einem Sprachausgabe-Programm sicher durch die Anlage geführt.
Umwelt
Biodivers handeln
Die meisten Veränderungen sind kleinteilig und die Wirkung kann sich nun entwickeln. Zum Beispiel könnten sich am Teich Molche einfinden, die Dank der Ausstiegsrampen nicht in eine Falle tappen. Ausserdem ist das Trockenmauerwerk als Habitat für Insekten und Kleinsäuger geeignet. Alte Bäume wurden bewusst stehen gelassen. Totholz wird ästhetisch verträglich liegen gelassen und das Efeu in den Bäumen gefördert. Das Hangwasser fliesst durch die Stützmauer.
Wirtschaft
Suffizient sein
Das «kreative Unterlassen», gepaart mit dem Blick auf die Wiederverwendbarkeit und Ergänzung von einzelnen architektonischen Elementen, leitete die Herangehensweise. Das Ziel war der grösstmögliche Erhalt des Bestands. Durch die Wiederverwendung des Bestands sind die Materialkosten zwar geringer, dafür ist die Planung und Ausführung aufwendiger. Zum Beispiel wurde bei der Quellfassung die alte Vase erhalten und kombiniert mit einem neuen Sockel aus demselben Naturstein.
Vielfalt
Einfach bleiben schafft Vielfalt
Die Massnahmen sind einfach. Beispielsweise wurden Sitzbänke mit gusseisernen Füssen belassen, ebenso die Rundbank und mit standardisierten Bänken und Stühlen ergänzt. Die Stützmauern sind vielfältig. Sie wurden alle individuell saniert. Die Anlage und der schonende Umgang mit ihr bei der Instandstellung erhielten viele positive Rückmeldungen aus der Bevölkerung. Die Leute mögen sie. Wir vermuten, dass dies der Einfachheit der Anlage geschuldet ist.
Kontext
Schutzwürdige soziale Leistung
Die Englische Anlage wurde 1911 mit dem Projekt des Verschönerungsvereins Bern zu einem öffentlichen Park. Mit einfachsten baulichen Mitteln wurde damals das Gros der Anlage erstellt und anschliessend unterhalten. Der Verschönerungsverein wirkte damals in der ganzen Stadt Bern und war über längere Zeit bei fast allen wichtigen Grünanlagen involviert. Die Bescheidenheit der Anlage, die sich aus ihrer Entstehung und der Pflege entwickelte, wurde erhalten.
Genius Loci
Vom Bestand aus denken
Mithilfe des Steinmetzes wurden die zu erhaltenden von den zu ersetzenden Steinen unterschieden. Es herrscht ein Nebeneinander im Bestand. Pro Wegverlauf wurde ein Konzept erstellt, das sich an dem aktuellen Erscheinungsbild des Bestands orientiert. Wo nötig wurde mit gesägten Sandsteinen aus dem Steinbruch in Ostermundigen aus nächster Nähe ergänzt, mit individuell angepassten Formaten. Die geringe Eingriffstiefe und die gewählte Sprache stärkte den Genius Locci.
Schönheit
Den Wald selbst gestalten
Im forstrechtlich geschützten Wald ging es ums Entwickeln, Ergänzen und Herausnehmen. Das Zielbild ist ein pittoresker Edellaub-¬ und Buchenmischwald. Neben der Förderung von alten Bäumen wurden an der Promenade Eichensämlinge ohne geformtem Stamm gepflanzt. Auch wurden Bäume belassen, die am Weg stehen, damit der Wald nahe an den Besuchenden ist und die Wegführung in ihrer Logik gestärkt wird. Es sind Bäume zum Anfassen.
Eigenschaften
Ort
Bern
Baukategorie (SIA 102)
Weitere
Art der Aufgabe
Übrige
Art des Verfahrens
Wettbewerb
Beschaffungsform
Einladungsverfahren
Baukosten in CHF (SIA 416)
2.6 Mio
Geschossfläche in m² (SIA 416)
Planung
2017 → 2020
Fertigstellung
2020 → 2021
Inbetriebnahme
2021
Projektbeteiligte
Landschaftsarchitektur
Bauingenieurwesen
Tschopp Ingenieurere AG
Landschaftsarchitektur