Temporäre Freiraumentwicklung «Hardturmstrasse Trottoir Süd» , Stadt Zürich
Temporäre Freiraumentwicklung «Hardturmstrasse Trottoir Süd» , Stadt Zürich
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EINREICHUNG Nr. 329
Im Zuge einer Beruhigung und Gesamtsanierung der Hardturmstrasse beauftrage das Tiefbauamt der Stadt Zürich die Denkstatt mit einer temporären Entwicklung des südlichen Trottoirs. Seit Sommer 2022 laden an drei Pionierorten Begrünung, Begegnungs-, Spiel- und Verweilmöglichkeiten dazu ein, das Trottoir entlang der ehemaligen Autobahnzubringerin vielfältiger zu nutzen. Ein Grossteil der Setzungen besteht aus ReUse-Elementen. Sie wurden im Dialog mit Quartierakteur:innen entwickelt und zielen auf eine sofortige Verbesserung der Aufenthaltsqualität ab. Zudem dienen sie im Sinne einer lernenden Planung dazu, im 1:1 Modell Erkenntnisse für die langfristige Umgestaltung zu gewinnen. Während mehrerer Jahre wird nun getestet, was «unter dem Blätterdach einer künftigen Allee» entlang der Strasse alles stattfinden könnte. Damit werden Wege erprobt, wie Planung partizipativ und agil die Freiraumressource Strasse so transformieren kann, dass sie vielfältigen Nutzungsansprüchen gerecht werden kann.
Texte Davos Kriterien (Selbstevaluation)
Gouvernanz
Das Projekt erprobt die schrittweise, lernende Planung im Dialog mit der Bevölkerung als Entwicklungsmethode von städtebaulichen Projekten und das Testen von Massnahmen im 1:1-Modell vor Ort. Die temporären Massnahmen wurden innerhalb eines halben Jahres gemeinsam mit Anwohnenden sowie Grundeigentümer- und Gewerbevertretungen erarbeitet und umgesetzt. Auf Ebene der Projektkoordination arbeiteten das Tiefbauamt, das Büro für Sozialraum & Stadtleben und Denkstatt eng zusammen.
Funktionalität
Mit dem Einbezug sowie einer sorgfältigen Übersetzung der Bedürfnisse und Anliegen aus dem Quartier in die Gestaltung wurde eine hohe Bedürfnisorientierung der geplanten Massnahmen unter den gegebenen Rahmenbedingungen (Budget, Vorgaben) erreicht. Die Grundelemente der Setzungen sind robust und nutzungsoffenen (chaussierte Flächen, Begrünung, Sitzelemente, Stufen, Infotafeln). Daneben werden spezifische Nutzungen (z.B. Pingpong, Boule) und Aneignungen ermöglicht (z.B. Bühnenelement Draisine).
Umwelt
Die Nachhaltigkeit und Zirkularität der Materialien spielten eine wichtige Rolle. Ein Grossteil der Materialien sind ReUse-Elemente: Eine Topografie aus Betonabbruchstücken wurde aus einem städtischen Recycling-Werk auf Zeit geliehen, alte Draisinen der SBB zu Quartierbühnen und ausgemusterte Signaltafeln zur Quartierinfo umgenutzt. Pflanztröge mit einheimischen Gewächsen sorgen für Begrünung, spenden Schatten und dienen als Insektenlandeplatz.
Wirtschaft
Das Arbeiten mit ReUse-Elementen und Leihgaben erlaubte es, effizient mit dem vorhandenen, relativ knappen Budget umzugehen und trotz des grossen Projektperimeters von fast einem Kilometer an den drei Pionierorten eine gute Wirkung zu erzielen und ein vielfältiges Angebot an Aneigungen zu ermöglichen.
Vielfalt
Das Gestaltungsvokabular und die Setzungen der Elemente lassen verschiedene Nutzungen zu von Sitzen, Liegen, Begegnen, Picknicken bis zu Spielen. Dadurch sprechen sie eine breite Gruppe an Nutzer*innen an, fördern Begegnung und aktive Aneignung.
Kontext
Für die Umsetzung von Massnahmen wurden drei Pionierorte entlang des fast 1 km langen Strassenabschnitts ausgewählt, basierend auf einer gemeinsamen Begehung mit Quartiervertreter*innen und aufgrund ihrer räumlichen Potenziale. Die Setzungen und Nutzungsangebote an den drei Pionierorten orientieren sich an ihrem jeweiligen Kontext: Angrenzende Nutzungen bzw. Nutzer*innen und ihre Bedürfnisse, spezifische lokale Qualitäten und räumlichen Eigenschaften sowie die benachbarten EG-Nutzungen.
Genius Loci
Durch die Setzungen erhält die Hardturmstrasse einen stärkeren eigenständigen Charakter. Mit dem Einbezug von Anrainer*innen bei der Entwicklung der Massnahmen und der Einladung an sie, die Orte aktiv mitzuprägen und weiterzuentwickeln, wurde ein Beitrag zur Identifizierung der Anwohner*innen mit dem Ort geleistet. Unter anderem gründete sich im Laufe des Projekts z.B. der Verein „Südtrottoir“.
Schönheit
Die Setzung auf dem Trottoir Süd in Verbindung mit den verkehrlichen Massnahmen ist ein erster Schritt zur Umdeutung des Strassenraums an der Hardturmstrasse weg von einer stark auf den MIV ausgerichteten Monofunktionalität hin zu einem Raum, der positive(re) sinnliche Wahrnehmungen ermöglicht und eine Vielfalt von Nutzungen vereinen kann – von (Fort-)Bewegung unterschiedlicher Verkehrsteilnehmenden, über Aufenthalt bis zu Spiel und Begegnung.
Eigenschaften
Ort
Hardturmstrasse Zürich
Baukategorie (SIA 102)
Weitere
Art der Aufgabe
Übrige
Art des Verfahrens
Offerte
Baukosten in CHF (SIA 416)
110'000
Geschossfläche in m² (SIA 416)
Planung
2022 → 2022
Fertigstellung
2022 → 2022
Inbetriebnahme
2022