Wohnsiedlung Kuppe, Quartier Trift, Horgen
Wohnsiedlung Kuppe, Quartier Trift, Horgen
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EINREICHUNG Nr. 255
Das Quartier «Trift Horgen» zeigt auf, wie nachhaltige Planung aussehen kann, wenn sie umfassend gedacht wird: wirtschaftlich, energieeffizient, sozial vernetzt. Verbunden werden die insgesamt vier Areale auf zwanglose Art durch einen höhenparallel verlaufenden Weg. Eine sanfte Kuppe, die einzige ebene Fläche im Hangverlauf, kennzeichnet das Areal der Siedlung von Esch Sintzel und gibt ihr ihren Namen.
Damit diese Kuppe frei bleiben kann, stehen die Häuser an ihren Rändern. Es sind zerbrechliche, dünnwandige Häuser aus Holz, die hier gleichsam provisorisch aufgestellt worden sind. Vielleicht erinnern sie auch an Zirkuswagen, die zu einer Wagenburg gruppiert sind. Es erweist sich als gar nicht so einfach, unberührtes, freies Land zu bebauen – daher wohl die Vorsicht dieser Landnahme auf Zeit. Die verschiedenen Wohnungen, die die weit ausladenden Dächer unter sich vereinen, sind komplementär ineinandergefügt und thematisieren so räumlich das Zusammenleben unterschiedlicher Lebensformen.
Texte Davos Kriterien (Selbstevaluation)
Gouvernanz
Die Siedlung «Kuppe» ist Teil eines grösseren Vorhabens – der Entwicklung des Quartiers «Trift Horgen» – und ist, wie dieses, den Werten der Nachhaltigkeit und Kollektivität verpflichtet. Das Vorhaben ist ein Gegenentwurf zur Privatisierung des Siedlungsraums und setzt dem Streben nach Abstand und territorialer Abgrenzung, wie sie am Stadtrand üblich ist, ein gemeinschaftliches Verständnis vom Siedeln entgegen.
Funktionalität
Die wie «Schuppen aus Holz» anmutenden Häuser auf der «Kuppe» sind additiv gefügt und antizipieren so mögliche künftige Veränderungen. Ihre Wohnungen sind kompakt, aber dennoch grosszügig. Als beweglicher, gestaltbarer Prozess wird auch der nachbarschaftliche Alltag zwischen Zuwendung und Abgrenzung verstanden. Diesem Zweck dienen die grossen Scheunentore vor jeder Wohnung, die nicht nur Licht und Einblick regeln, sondern auch die Territorien innerhalb des durchlaufenden ‚Porch’.
Umwelt
Ökologische Nachhaltigkeit hat im Quartier «Trift Horgen» einen hohen Stellenwert. Das Quartier bleibt autofrei und ist als 2000-Watt-Areal zertifiziert. Ein Mobilitätskonzept sorgt u.a. für eine gute Anbindung an den ÖV. Ohne Tiefgarage und ohne Autos konnte die «Kuppe» minimal unterkellert und weitestgehend ohne versiegelte Flächen realisiert werden. Nicht zuletzt durch ihre Materialisierung weitestgehend aus Holz setzt die «Kuppe» den Wert der ökologischen Nachhaltigkeit bis ins Detail um.
Wirtschaft
Die Trift AG orientiert sich an den Prinzipien der nachhaltigen Entwicklung sowie an klaren Qualitätsvorstellungen – als Bauherrin, Vermieterin und Betreiberin. Dank einer vorausschauenden Aktienregelung sind ihre Liegenschaften auf Dauer der Spekulation entzogen. Die «Kuppe» wird ökologisch und sozial bewirtschaftet – sie ist ein Beispiel für nachhaltige Entwicklung, denn sie stärkt den Standort und entspricht dem Charakter des Ortes. Sie ist sparsam und gleichzeitig hochwertig materialisiert.
Vielfalt
Die Wohnungen auf der «Kuppe» funktionieren nicht nur nebeneinander – sondern bedingen einander, indem sie komplementär ineinandergreifen. So erhält die Vision des nachbarschaftlichen Zusammenlebens von Menschen in sehr verschiedenen Lebenskonstellationen einen räumlichen Rahmen. Das Innere ist geprägt von roh belassenen Oberflächen und verschiebbaren Möbeln, Schrankwänden und Türen, die trotz knapper Grössen ganz unterschiedliche Raumkonstellationen zulassen.
Kontext
Die Einbettung in das Quartier und die vorgefundene Kuppe, die einzige ebene Fläche im Hangverlauf, waren die Ausgangspunkte für den Entwurf. Mit grösster Vorsicht geht die «Kuppe» mit der Verantwortung um, die man hat, wenn man unberührtes, freies Land bebaut. Der Ort an dem die Siedlung entstanden ist, hatte bereits massgebliche Qualitäten, die es neben den durch das Quartier neu entstehenden zu stärken galt: den Ausblick auf den Zürichsee, die ruhige Lage am Stadtrand, die Nähe zur Natur.
Genius Loci
Die Symbiose aus den landschaftlichen Qualitäten des Ortes und den sozialen und umweltpolitischen Qualitäten des Quartiers tragen zum starken Genius Loci der «Kuppe» bei. Aber auch die Einladung zu Partizipation und freier Aneignung, die sie auf städtebaulicher, wohnungstypologischer, sowie haptischer Ebene ausspricht, ist wesentlich für das Wohlbefinden und die Verbundenheit der Bewohnerschaft. Dabei versteht sie es, auf allen Ebenen einen eigenen, charakterstarken Ausdruck zu entwickeln.
Schönheit
Ihre Motivationen – die Werte der Nachhaltigkeit und Gemeinschaft – und die Bescheidenheit, die die Siedlung ausstrahlt, sind sicher Teil dessen, was die Kuppe schön macht; aber auch, dass sie der Bewohnerschaft so viele Gelegenheiten zur freien Entfaltung bietet. Diese Gelegenheiten sind aber sorgfältig konzipiert. Die «Kuppe» zeigt, wie sich ein Umdenken im Sinne wesentlicher Werte unserer Zeit in Architektur manifestieren kann.
Eigenschaften
Ort
Horgen
Baukategorie (SIA 102)
Wohnen
Art der Aufgabe
Neubau
Art des Verfahrens
Direktauftrag
Baukosten in CHF (SIA 416)
keine Angabe auf Wunsch der Bauherrschaft
Geschossfläche in m² (SIA 416)
3'820
Planung
2015 → 2020
Fertigstellung
2021 → 2021
Inbetriebnahme
2021
Projektbeteiligte