Sammlungszentrum Augusta Raurica
Sammlungszentrum Augusta Raurica
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EINREICHUNG Nr. 139
Das Sammlungszentrum ist der erste Hauptsitz einer der bedeutendsten Schweizer Kulturstätte. Augusta Raurica – eine ausgedehnte, antike Römerstadt – liegt direkt unter dem Grundstück. Mit mehr als 2 Millionen archivierte Objekten, stellt die ständig wachsende Sammlung eines der vollständigsten und intaktesten Archive einer antiken Stadt dar. Diese Funde, die von architektonischen Fragmenten über Töpferwaren und Schmuck bis hin zu Knochenfragmenten reichen, werden zum ersten Mal gemeinsam unter einem Dach präsentiert - ein einzigartiges Erlebnis, das es ermöglicht, die grosse Vielfalt der Objekte zu würdigen. Angesichts des knappen Budgets nimmt das Projekt Bezug auf die Industriegebäude, die in seiner Umgebung zu finden sind. Büros, Restaurierungslabors, Werkstätten und Lager werden in einem robusten und wirtschaftlichen Raumsystem vereint, das die visuelle Transparenz zwischen den Abteilungen betont und eine gemeinsame, institutionelle Identität fördert.
Texte Davos Kriterien (Selbstevaluation)
Gouvernanz
Das Sammlungszentrum wurde in enger Zusammenarbeit mit der Auftraggeberschaft vom Kanton Basel-Landschaft und der Nutzerschaft der Römerstadt Augusta Raurica entwickelt. Während der Projektierungsphase wurden zahlreiche Workshops mit den verschiedenen Mitarbeiter*innen der Institution abgehalten, – von der Konservierung und Restaurierung über die Archivierung bis hin zum Wartungsteam – alle mit dem Ziel, deren Bedürfnisse besser zu verstehen und optimal umzusetzen.
Funktionalität
Die Fähigkeit des Gebäudes, sich an die ändernden Bedürfnisse der Zukunft anzupassen, steht im Mittelpunkt des Konzepts. Die leichte Stahlkonstruktion bietet eine flexible Infrastruktur, die den vielfältigen Aktivitäten gerecht wird. Doppelgeschossige Räume mit Oberlichtern bringen Licht in die Tiefe des Baus und heben besondere Momente der Forschung und Gemeinschaft hervor. Gleichzeitig ermöglicht die Linearität, dass der Bau leicht in Phasen unterteilt und bei Bedarf erweitert werden kann.
Umwelt
Der tektonische Aufbau der Konstruktion als Edelrohbau verleiht dem Gebäude räumlichen Ausdruck und ermöglicht einfache Demontage, Anpassung und Wiederverwertung. Eine Kombination aus natürlicher und passiver Belüftung der Büroräume durch Verbundlüfter sowie stabile Klimazonen mit Bauteilaktivierung und passiver Feuchtigkeitsregulierung für die Artefakte reduziert die Lüftungs- und Klimatechnik und ermöglicht ein einfaches und dauerhaftes Betriebskonzept.
Wirtschaft
Alltägliche Materialien werden durch sorgfältige Detaillierung und unkonventionelle Verwendung aufgewertet, um den engen Budgetvorgaben Rechnung zu tragen und die kulturelle Bedeutung der Einrichtung zum Ausdruck zu bringen. Trotz der Tiefe des Volumens ist der Innenraum von Tageslicht durchflutet. Die Integration von passiven Massnahmen sind Teil der langfristigen Betriebswirtschaftlichkeit. Die PV-Anlage auf dem Dach ermöglicht die komplette Energieversorgung für die schlanke Haustechnik.
Vielfalt
Das Projekt beinhaltet Low-Tech-Systeme und bietet gleichzeitig modernste Arbeitsbedingungen. Die Integration verschiedener Nutzertypen – vom Restaurator und Gärtner bis zum Forscher und Zeichner – die zuvor nie im gleichen Gebäude gemeinsam tätig waren, erfordert, dass die Architektur Neugier, Bewusstsein und Austausch fördert. Im Projekt geschieht dies durch eine Vielzahl kollektiver Räume und durch die Transparenz, die zur gegenseitigen Wahrnehmung und zu informellem Austausch einlädt.
Kontext
In Anlehnung an die industrielle Sprache seiner Umgebung erscheint das Gebäude wie ein Gewerbehalle, die sanft über der Landschaft zu schweben scheint. Gleichzeitig zelebriert der architektonische Ausdruck die Bedeutung der kulturellen Sammlung. Die horizontale Schichtung der Fassade mit Bändern aus unterschiedlich dichtem Wellblech stellt einen beinahe archaischen Ausdruck der Sedimentation dar und tritt in einen Dialog mit den Nachbarn.
Genius Loci
Augusta Raurica bewahrt eines der am besten erhaltenen Schweizer Kulturerbe. Das Projekt bietet nicht nur bessere Räume für die Zusammenarbeit, sondern macht auch die Sammlungen sichtbar. In der Sammlungshalle sind alle Funde – von den grossformatigen Architekturfragmenten bis hin zu kleinen Schmuckstücken – in einem einzigen grossen Raum vereint, in dem die Forschung nun über unterschiedliche Massstäbe und Typologien hinweg möglich wird.
Schönheit
Die Schönheit des Projekts liegt in der Integration der verschiedenen Kriterien als interdisziplinäre Leistung, die zu einem ganzheitlichen Raumerlebnis führt. Aus der intensiven Zusammenarbeit mit Bauherr, Nutzer und Planer ist ein Gebäude entstanden, welches räumliche Flexibilität und Identität für dessen Institution bietet, und seine ästhetische Sprache aus der konstruktiven Logik ableitet; ein Gebäude, das als Infrastruktur für die Bewahrung des Kulturerbes für die Zukunft dient.
Eigenschaften
Ort
Augst
Baukategorie (SIA 102)
Kultur und Geselligkeit
Art der Aufgabe
Neubau
Art des Verfahrens
Wettbewerb
Beschaffungsform
Offenes Verfahren
Baukosten in CHF (SIA 416)
31 Millionen
Geschossfläche in m² (SIA 416)
9'300
Planung
2015 → 2021
Fertigstellung
2021 → 2023
Inbetriebnahme
2023
Projektbeteiligte
Bauherrschaft
Hochbauamt Kanton Baselland
Architektur
Bauingenieurwesen
Weber + Brönnimann AG
HLKS-Planung
Wirkungsgrad
Baumanagement
Rapp AG
Elektroplanung
Mettler + Partner
Andere
ARGE KARAMUK KUO / RAPP (Generalplaner)